Schon 1870 begann die Planung zum
Bau einer Kirche, die im Hagener Norden stehen sollte. Bis dahin
mussten Gottesdienstbesucher zur Pfarrkirche am Markt, der
heutigen Johanniskirche, gehen. Das war sicher nicht leicht und
zugleich zeitraubend. Über die Lutherkirche wurde damals noch
nicht gesprochen Als Standort für die neue Kirche wurde Eckesey
ausgeguckt.
Die Gemeinde Eckesey-Altenhagen
hatte damals etwa 3000 Einwohner. 1895 hatte die Gemeinde schon
8618, davon 4862 evangelische Bewohner. Zu Eckesey-Altenhagen
gehörte damals auch die Ortschaft Boelerheide. Das Dorf Boele
hatte weniger Einwohner. Ab 1878 betreute Pfarrer Adolf Graeber
aus Duisburg die Gemeinde. Gottesdienste und Veranstaltungen
fanden zumeist im „Tempelmannschen Saal" statt. Pfarrer Graeber
brachte die Planungen voran und so sollte eine
Planungskommission den vorgesehenen Bauplatz betrachten. Das
Gelände lag auf der Altenhagener Seite im unteren Bereich der
heutigen Alexanderstrasse. Nur wenige Straßen waren damals
gepflastert, die Wege waren mit einer wassergebundenen
Deckschicht befestigt. Weil es am Tag vorher geregnet hatte war
die
Straße schmutzig. Deshalb zogen
sich mehrere Mitglieder zurück: ein Teilnehmer fragte: „Und an
dieser schmutzigen Straße wollen Sie eine Kirche bauen?" Heute
wissen wir: es wurde dort nicht gebaut.
Pfarrer Graeber wurde 1901 zum
Superintendenten gewählt. Er verfolgte die Planung auch
weiterhin, der Fortschritt entwickelte sich aber anders als
gewünscht. Von der ,,Größeren Evangelischen (Lutherischen)
Kirchengemeinde zu Hagen" wurden neue Kirchen in folgender
Reihenfolge gebaut:
1889 Luther
1898 Christus
1899 Dreifaltigkeit
1911 Paulus
1951 Friedens
1954 Erlöser
1955 Gnaden
1957 Lukas
Damit wurde in Eckesey die neunte
und nicht die zweite Kirche fertig gestellt. Danach folgten noch
die Markus- und Matthäuskirche.
Während der langen Zeit für die
Planung wurde die Gemeindearbeit verbessert. Das geschah
hauptsächlich durch den Bau des Gemeindehauses und Kindergartens
in der Wiesenstrasse. Die Anschrift wurde später geändert in
Droste-Hülshoff-Strasse. Bevor Gottesdienste und sonstige
Veranstaltungen im Mehrzweckhaus stattfinden konnten, kam man im
Tempelmannschen Sal oder im Kaisergarten zusammen.
Der Bau des Kindergartens wurde
durch eine Spende von 13.000 Mark möglich. Die gesamten
Baukosten betrugen 33.000 Mark im Jahr 1898. Die fehlenden
20.000 Mark kamen durch viele kleine Spenden und Erlose aus
Veranstaltungen zusammen.
In zwei Sälen im Parterre des
Hauses wurden bis zu 180 Kinder von 2 Diakonissen betreut. Die
Diakonissen wurden durch angestellte Helferinnen und durch
engagierte Frauen aus der Gemeinde unterstützt. Bis etwa 1950
war „Kindergarten" Samstags bis 13 Uhr. Tische und Stühle für
die Kinder wurden zusammengestellt. Der Küster beförderte mit
wenigstens einer Hilfskraft, häufig seiner Frau, Stühle für den
Gottesdienst durch zwei Luken im Fußboden aus dem Keller nach
oben. Zumeist jedoch stellten sich Presbyter oder Väter dem
Küster zur Hilfe zur Verfügung. Wenn Not am Mann war wurde auch
diese Arbeit von den im Hause wohnenden Diakonissen verrichtet.
Nach den Gottesdiensten waren die Stühle wieder in den Keller zu
schaffen und die Kindermöbel wieder aufzustellen.
Schon bald nach Eröffnung des
Hauses stellte sich heraus, dass die Räume für Gottesdienste zu
klein sind. Deshalb wurde in die Decke des vorderen Saales eine
große Öffnung geschaffen die im Normalfall durch ein Blechrollo
verschlossen war. Auf diese Weise hatte auch die Predigtstelle
eine Empore bekommen. Zu den Gottesdiensten wurde ein zweites
Rollo zu dem im Anbau stehenden Altar geöffnet. Dadurch war der
Altar während der übrigen Veranstaltungen geschützt. Bei
Beseitigung der Kriegsschäden wurde das Deckenrollo ersetzt
durch einen Holzfußboden. Dadurch ergab sich wieder der
ursprüngliche Zustand. Der Altarraum wurde mit leichten Türen
verschließbar gestaltet.
Ursprünglich wurde die
Kleinkinderschule von einem großen ,,Kanonenofen" geheizt. Bei
dem großen Volumen der Säle eine nicht leichte Aufgabe. Schon
damals war man umweltfreundlich und zugleich sparsam, die nach
oben ziehende Wärme wurde durch eine verstellbare Deckenluke zum
Heizen der Räume im l. Stockwerk verwendet. In den 30er Jahren
kam Knecht Ruprecht durch diese Luke in den Kindergarten. Er
baumelte im Himmel besah sich die Schandtaten der Kinder und
schrieb alles auf.
Abgesehen von dem wöchentlichen
Wechsel der Bestuhlung hatte der Küster, wie damals üblich, die
Koksheizung zu bedienen. Dazu gehörte auch der Transport von bis
zu 5 Wagenladungen Koks pro Jahr in den Keller. Der Koks musste
nicht nur zum Keller gefahren und ausgekippt werden, Auch im
Keller kam den Brennstoff noch einmal in eine Schubkarre.
Nach dem Weggang von Pfarrer
Graeber übernahm Hilfsprediger Max Dreisbach die Betreuung der
Gemeinde bis zum 30 September 1900. Dann folgte als erster für
den Bezirk Eckesey zuständige Pfarrer Otto Ackermann. Pfarrer
Ackermann wurde am 30 April 1936 in den Ruhestand versetzt. Er
muss wohl „Eckeseyer" geworden sein. Wie sonst könnte man so
lange und so gerne in einer Gemeinde arbeiten? In seiner
Abschiedspredigt sagte er: „Ich darf ehrlich sagen, ich habe
dich, meine erste und einzige Gemeinde, wirklich lieb gehabt, so
lieb, dass ich. wenn ich wieder jung wäre, wieder gerne euer
Pastor werden wollte."
Vom l. Mai 1936 bis zum l. Februar diente Hilfsprediger Günter
Wohlers, der anschließend nach Bochum ging. Ab dem l. Februar
1939 bis August 1952 war Martin Gohlke Pfarrer in
Altenhagen-Eckesey. Er wurde unterstützt und während des Krieges
vertreten von seiner Frau. Bis zu seiner Rückkehr aus längerer
Gefangen- |
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schaft in Frankreich betreute
Pfarrer Walter Franke die Gemeinde. Anschließend tat Pfarrer
Franke Dienst in der Paulusgemeinde und wurde zudem
nebenamtlicher Superintendent. Zum Abschied erhielt Pfarrer
Gohlke von Superintendent Steinsiek ein Bild auf dem Schafe
grasten, aber kein Schäfer zu sehen war.
Die Gemeinde blieb beieinander
und schon am 30. November 1952 wurde Pfarrer Kurt Szogs als
neuer Schäfer eingeführt. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit wurde
Pfarrer Szogs mit in den Bauausschuss für die Lukaskirche
aufgenommen. Zu der Zeit waren wesentliche Eckpunkte für die
neue Kirche schon deutlich erkennbar. Es sollte eine nicht zu
große Kirche werden die sich aber auch nicht in den
verhältnismäßig hohen Nachbarhäusern versteckt. Es sollte auch
eine schöne Kirche werden mit gefälligen Proportionen.
Landeskirchenbaurat Nau der
damals noch seinen Dienstsitz in Hagen hatte, war offenbar etwas
unsicher über den besten Aufstellungsort. Er und sein Team
schoben sie gedanklich zwischen Eckeseyer- und Schillerstrasse
hin und her. Der Platz wurde auch bestimmt von der Bauform der
Kirche. Mal höher, wuchtiger, zierlicher. Alle Entwürfe gefielen
dem Baumeister nicht so recht. Eines Tages entsann er sich einer
kleinen runden Kirche die er in einem Alpental während eines
Urlaubes gesehen hatte. Diese Bauform musste dem Team natürlich
vorsichtig beigebracht werden. Ort und Platz lassen auch heute
noch erfahrene Hände erkennen.
Dabei half Inge Buckesfeld, ein
Eckeseyer Mädchen, welches 1950 eine Lehre als Maurerin begonnen
hatte. Das war erwünschte Voraussetzung für die spätere
Ausbildung zur Architektin. So half eine in Eckesey konfirmierte
beim Entwurf und Bau einer Kirche in ihrer Heimatgemeinde. Sie
erinnerte sich vor einiger Zeit gut und gerne an die damalige
Assistenzzeit und schrieb dazu:
Wie das Ei der Lukas-Kirche
gelegt wurde. Wo es gelegt wurde weiß man ja, aber wie?
Jedenfalls war ich erst kurze Zeit unter Baurat Nau's Fittichen
am Kirchenbauamt. Wie das damals so üblich war, wenn man neu und
dazu noch weiblich im Männerbüro war, wurde ich veralbert und
vergackeiert. Das wohl auf eine nette Art, aber es reichte.
Eines morgens kommt Baurat Nau mit Skizzenpapier und seinem
6B-Stift, lässt sich an meinem Zeichentisch nieder und dann
stand man „stramm" daneben. Er malte Eier, erst Kreise, dann
Eier.
Ich stand weiterhin stramm, es
wurde schon gewitzelt: „rühr dich". Dann schaute Baurat Nau mich
an und sagte: Sagen sie dem Fahrer: ich möchte Luftballons und
eine Windvogelleine. Nach einem tiefen Atemzug fragte ich dann:
Herr Baurat, wollen auch sie mich noch vereiern? Mäuschenstille
im Büro, nur Nau lachte sein eigenartiges Lachen. Während er so
lachte deutete er noch mit einigen 6B-Strichen den Turm neben
dem Ei an. Bei dem darauf folgenden Ortstermin haben wir die
Ballons an der Leine hochgehen lassen auf eine mit der Umgebung
passende Höhe. Die Länge der eingeholten Leine wurde gemessen.
Nau wusste damit wie hoch der Turm werden sollte. So wurde das
Ei gelegt. Ich hatte das Glück bei meinen ersten Schritten als
Architektin an Baurat, wenig später 0berbaurat Nau, zu geraten.
Hab noch viel gelernt bei „MEINEM EIERMANN".
Man entschloss sich zu dem
bekannten, von nur wenigen Besuchern geliebten und verstandenen
ovalen Grundriss. Bei dieser Form stellte sich die Frage nach
dem richtigen Platz des Altars. Denselben in den Mittelpunkt zu
stellen offenbar etwas unsicher über den besten Platz hatte man
aber nicht den Mut. Es hatte sich herumgesprochen, dass in
Eckesey eine nicht eckige Kirche gebaut wird. Keiner wollte das
glauben bis die Fundamente ausgehoben waren. Es gab viel
Kopfschütteln über die neue Mode- wer wird die Kirche schon
besuchen. Trotz aller Bedenken und Diskussionen wurde die Kirche
angenommen. Leider ist den meisten Besuchern die Aussage der
Form des Grundrisses nicht leicht nahe zu bringen.
Die ehemaligen Gerten wurden im
Herbst 1954 abgeerntet und so konnten die Handwerker mit ihrer
Arbeit beginnen. Die Arbeit war nicht so leicht wie heute. Das
Gerüst wurde aus langen Baumstämmen zusammengebaut. Beton wurde
noch nicht gepumpt, sondern in Kübeln transportiert die von
Männern bewegt wurden. Aufzüge oder Krane der heutigen
Generation gab es ebenso wenig wie Radlader für die Bewegung
größerer Erd- und Sandmassen.
Die am Bau Beteiligten verstanden
Ihr Handwerk - unabhängig von der Form des Bauwerkes - und so
konnte termingemäß der Grundstein am 26. Juni 1955 gelegt
werden. Zu den vielen Gästen gehörte auch Pfarrer Schmitz von
der römisch-katholischen St. Petrus – Canisius Gemeinde. Pfarrer
Schmilz kam, wie es sich damals gehörte, mit Zylinder. Wer trägt
50 Jahre später noch Zylinder oder Hut?
Pfarrer Schmitz und Pfarrer Szogs
arbeiteten während der gemeinsamen Zeit gerne und gut zum Wohl
der Gemeinden zusammen. In diese Zeit fielen auch die
Vorbereitungen zum Bau des Kindergartens und der neuen Kirche
der St. Petrus Canisius Gemeinde. Weil die ehemalige Baracke des
Arbeitsdienstes für den Neubau der Kirche weichen musste fanden
für einige Monate die Gottesdienste im evangelisch-lutherischen
Gemeindesaal statt. Man half sich gegenseitig hin und her. Geübt
hatte man schon zu Zeiten von Pfarrer Münch, dem späteren
Dechanten. Die Kirche aus 1926 war bei dem Angriff am 28.
Februar auf Eckesey stehen geblieben. Einige Wände sollten
gerichtet werden als am 10 März ein einzeln fliegender Bomber
die Kirche zerstörte. Bis zur Fertigstellung der Behelfskirche
fanden die Gottesdienste zu ausgewogen und wechselnden Zeiten
statt in der Droste Hülshoff Straße. Nicht nur deshalb waren die
Evangelischen Gäste während der Zeit, da der Kindergarten
ordentlich repariert wurde.
Zur damaligen Zeit lebten in den
Eckeseyer Gemeinden, die zwar nicht deckungsgleich, wohl aber
gleich groß sind 3600 katholische und 6000 evangelische
Gemeindeglieder.
Herbert Söhnchen
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